Der Amethyst hat eine lange und traditionsreiche Geschichte. Aufgrund von archäologischen Funden von Amethyst-Schmuck ist bekannt, dass dieser Edelstein in frühen Hochkulturen sehr beliebt war. Funde wie in Goldringe gefasste Amethyste, die auf über 2500 v. Chr. datiert sind, belegen die historische Geschichte des Edelsteins eindrucksvoll.
Die Entstehung wird in einen Mythos gekleidet, woraus auch sein Name abgeleitet wird: Der Gott des Weins, bei den Griechen „Dionysos“, bei den Römern „Bacchus“ genannt, war eine Art „schlimmer Finger” der antiken Mythologie. Trotz seiner göttlichen Mission, Kummer und Sorge zu beenden, verbreitete Dionysos selbst allerlei Unheil. So wird erzählt, dass der angetrunkene Dionysos eines Tages, als er sich von einem Sterblichen missachtet fühlte, schwor, sich an dem nächsten Menschen zu rächen, der seinen Weg kreuzen würde. Da kam Amethyst des Wegs, ein junges, unschuldiges, schönes Mädchen und eine glühende Anhängerin der Göttin Artemis. Der zürnende Dionysos sandte zwei hungrige Tiger, die das Mädchen zerreißen sollten, und füllte seinen Becher mit Wein, um das Schauspiel zu betrachten. Die alles sehende Artemis griff helfend ein und verwandelte Amethyst in eine Quarzstatue, so rein wie ihre Tugend. Dieser Zauber bewahrte das Mädchen zwar vor Unheil von Tigern verspeist zu werden, konnte jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Von Reue ergriffen, vergoss Dionysos Tränen in seinen Wein. Als er hernach zusammenbrach, verschüttete er den Wein über die Statue des Mädchens und erschuf so den purpurfarbenen Edelstein, den wir als Amethyst kennen.
Dieser Geschichte zufolge wurde der Stein im Altertum häufig in Kelche eingearbeitet sowie als Amulett gegen Trunkenheit getragen. Ob die alten Griechen wirklich dachten, dass der Amethyst vor Trunkenheit schützt oder nicht, ist nicht überliefert. Zumindest kann Wasser, das aus einem Amethyst-Kelch getrunken wird, Rotwein doch recht ähnlich sehen.
Der Edelstein wurde selbst in der Bibel niedergeschrieben. In der Johannes-Offenbarung des Neuen Testaments wird der Amethyst, als einer von zwölf Edelsteine, die den Brustschild des Hohepriesters Aaron zieren, erwähnt.
Amethyste sind weit verbreitet und kommen in verschiedenen Quantitäten und Qualitäten auf allen Kontinenten vor. Große und reine Exemplare, die sich für die Fertigung von Schmucksteinen eignen, sind jedoch nicht so häufig. Sie sind zumeist in Hohlräumen in hydrothermalen Adern und in vulkanischen Gesteinen zu finden.
Gegenwärtig ist Brasilien das bekannteste Abbaugebiet. Brasilianische Amethyste kamen erstmals 1727 nach Europa und spielen noch heute eine herausragende Rolle im Amethysthandel. Rio Grande do Sul ist ein bedeutendes Abbaugebiet für Quarze und insbesondere für Amethyste. Ametista du Sol, eine Stadt in Rio Grande do Sul, hat nachweislich die größte Amethyst-Formation in der Welt und wird sogar als Amethyst-Hauptstadt bezeichnet.
Auch Uruguay besitzt sehr gute Vorkommen: Der Uruguay-Amethyst weist eine außerordentlich satte, tiefviolette Farbe auf. Andere wichtige Quellen liegen auf Madagaskar, in Kenia, Marokko und Sambia. Der tief purpurfarbene Sibirische Amethyst ist heute historisch, allerdings wird die Bezeichnung „Sibirischer Amethyst“ zuweilen fälschlich für Amethyste verschiedener Herkunft mit besonders intensiver Farbe verwendet. Auch in Europa finden sich Amethyst-Vorkommen, so zum Beispiel in Portugal und Spanien, der Schweiz, Schottland, Irland, England, Frankreich und Italien. In Deutschland wird ebenfalls Amethyst gefunden, zum Beispiel in Steinkaulenberg bei Idar-Oberstein. Europas größtes Amethyst-Vorkommen befindet sich in Maissau in Niederösterreich und wurde vor ungefähr 150 Jahren entdeckt.
Amethyste sind hydrothermalen Ursprungs und kristallisieren bei Temperaturen bis zu 250°C in eisenhaltigen Lösungen aus. Natürliche Strahlung fördert die Farbbildung. Die Quarzkristalle liegen im Gestein, in großen, von Lava gebildeten Lufteinschlüssen. Zu finden sind sie heute daher gewöhnlich in Gesteinshohlräumen, den sogenannten Drusen, aber auch in Gängen und Klüften. Amethystdrusen sind beliebte Dekorationsobjekte und können mehrere Meter umfassen.